Page 11 - Mirjam Strahm Craniosacral Therapie Interlaken Diplomarbeit
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Polaritäten
Eine kugelförmige, grosse, wässrige Eizelle triff auf Millionen strahlenförmige, kleine und trockene Spermien. Eines davon wird eingelassen und es entsteht neues Leben. Wir entwickeln einen kugelförmigen Kopf und strahlenförmige Arme und Beine.
Polaritäten umgeben uns. Wir leben in einer polaren Welt. Sie tritt auf in männlich und weiblich, zwischen Natur und Geist. Ein- und Ausat- men, Anziehung und Abstossung, Tag und Nacht. Sie besteht aus einem Gegensatzpaar, die miteinander in Beziehung stehen. Zwei Seiten einer Medaille. Zwei gleichwertige Seiten. Zwei Seiten im Gleichgewicht ohne Wertung. Eine Einheit.
Polaritäten bereichern unser Leben. So erleben wir kalt und heiss, Leben und Tod, Liebe und Hass, gesund und krank, arm und reich. Dar- aus entsteht Tiefe und Lebendigkeit.
Polaritäten haben eine gemeinsame Fläche, das ist schön zu sehen bei dieser Artischocke.
Das Violett erinnert mich an das Geistige, Spirituelle und an die Weisheit. Frühlingsgefühle steigen in mir auf. Das Braun wirkt «erdend», naturverbunden. Mit meinen Gedanken bin ich im Herbst.
Der Frühling und der Herbst sind gleichzeitig anwesend. Vielleicht ist der Frühling im Herbst angelegt und der Herbst im Frühling?
Heilung besteht für mich darin, das Ganze, beide Pole zu sehen. Indem ich meine Licht- und Schattenseiten akzeptiere und in meinem Leben integriere. Indem ich mit dem Rhythmus des Lebens mitgehe, die Nacht und den Tag erlebe, die Jahreszeiten, das Geboren werden und das Sterben. Indem ich ein- und ausatme und mir bewusst bin, dass wir alle die gleiche Luft atmen. Indem ich das Verbindende sehe, spüre, schmecke, rieche und mich davon durchdringen lasse. Wir alle sind miteinander verbunden.


































































































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