Page 18 - Mirjam Strahm Craniosacral Therapie Interlaken Diplomarbeit
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Wandlung
Die Raupe steht vor einer grundlegenden Wandlung. Ahnt sie die Veränderung oder steht sie plötzlich mitten in der Veränderung? Es scheint, als wisse die Raupe, wann es Zeit ist, sich zu verpuppen. Es gibt Raupen, die weigern sich und zögern das Verpuppen hinaus. Möchten sich noch nicht verwandeln lassen, zögern das Loslassen des Raupendaseins hinaus.
Die Puppe ist unbeweglich und es findet keine Nahrungsaufnahme statt. Es ist dunkel und eng. Die Raupe schliesst sich selber ein und es gibt kein Zurück mehr.
Die Wandlung beginnt. Es findet eine fast vollständige körperliche Umwandlung statt. Das Insekt bleibt ein Insekt. Es erscheint in einer ganz anderen Form, mit anderen Eigenschaften. Die Raupe baut ab, was nicht mehr benötigt wird. Zellen werden verschoben, Flügel und Begattungsorgane neu erschaffen. Der Wandlungsprozess benötigt Zeit.
Die Puppe ist zuerst grün und wird immer durchsichtiger, die Flügel des werdenden Schmetterlings werden sichtbar.
Die Umwandlung geschieht aus sich selber heraus, in sich selber, in Bewegungslosigkeit, ohne Nahrung und Ablenkung. Es findet ein hochdynamischer Verwandlungsprozess statt.
Schwer geht es hinein, leicht kommt es hervor. Loslassen lernen.
Unreif geht es hinein, reif kommt es hervor. Erwachsen werden.
Kriechend geht es hinein, fliegend kommt es hervor. Lebensraum wird grösser.
In der Raupe ist der Schmetterling angelegt. Ohne Verpuppung, ohne Wandlung wird der Schmetterling aber niemals fliegen. Ohne Schmetterlinge wird es keine Raupen mehr geben.
Werde die, die du bist. Werde der, zu dem du bestimmt bist.


































































































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