Page 19 - Mirjam Strahm Craniosacral Therapie Interlaken Diplomarbeit
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Manchmal kommt es mir vor, als würden wir beginnen uns zu verpuppen, um sofort wieder daraus auszusteigen. Wir hängen an unserem bekannten Leben. Wir wollen nicht loslassen. Loslassen ist schwierig. Wir wollen uns nicht einengen lassen, bewegungslos werden.
Wir vermuten, dass ein solcher Wandlungsprozess mit Schmerzen verbunden ist. Wir wollen uns nicht mit uns selber beschäftigen, aus uns selber leben. Uns aus uns selber verwandeln. Uns «neu» erschaffen aus dem alten Material.
Es erfordert sehr viel Mut, Neues zu wagen, sich in den Prozess der Wandlung zu begeben. Freiwillig loslassen, sich dem Ungewissen aussetzen, sich abkapseln und in der Wandlung sein. Es durchleben, sich durchschütteln zu lassen, in den Kern des eigenen Seins abstei- gen und dann in neuer Form wieder auferstehen. Die Welt und unsere Vorstellung davon wird nicht mehr dieselbe sein. Wir werden anders fühlen, anders reden, anders handeln, uns anders verhalten, anders sein.
In einem solchen Prozess wird es mit der Zeit für unsere Mitmenschen sichtbar, dass wir uns wandeln. Einige werden sich darüber freuen, andere werden versuchen uns ins Raupendasein zurückzuholen.
Wir wissen, dass es die Möglichkeit zur Rückverwandlung nicht mehr gibt und ziehen diese auch nicht in Betracht. Wir werden antworten, mit der Verantwortung, die wir für unser eigenes Leben übernehmen werden. Wir werden unsere Flügel ausbreiten, sie lieben und unseren ersten Flug wagen. Die Luft wird uns tragen.
Wir werden immer mutiger sein, uns in Wandlungsprozesse zu begeben, weil wir wissen, dass wir uns selbst neu erschaffen. Dass das Neue im Alten schon angelegt ist, dass es uns zu einem authentischeren Leben führt.
Wir werden der Wandlung in unserem Leben Raum schaffen und Zeit geben.

